Jetzt habe ich den Beweis, Madame E. et Monsieur T. fehlen etliche Latten am Zaun und das ist liebenswürdig ausgedrückt.
Ein herkömmlicher Dienstagmorgen auf dem Ulmenhof, Frühstück mehr oder minder pünktlich, reichlich und wohlschmeckend; anschließend Hunde-, Schweine- und Gänsefutter. Alles wie immer – ein gewöhnlicher Tag?
Mitnichten, warten Sie es ab, zu ungläubigem Kopfschütteln werde ich Ihr greises Haupt bewegen, mindestens.

Ganz pünktlich war das Frühstück allerdings nicht, vorher mussten noch zwei Katzen zur Kastration gebracht werden.
Nach dem Frühstück ist es Zeit für die Gehege-Reinigung, Sie wissen schon…. Katzenklos bis zum Abwinken und putzen, putzen, putzen. Da lacht das Herz meiner beiden Tierfreunde, irgendwie pervers, oder? (Kein Erbarmen – dies paradiesische Leben haben sich die zwei Irren selbst ausgesucht, wer möchte schon in der Karibik unter Palmen liegen?)

E+T steckten bis zu den zu den Ellbogen in der Katzenkacke, als das Telefon läutete (unfassbar das Ganze).
Meine Schwiegermutter oder wie das heißt war am Apparat, ich meine Thomas´ Mutter also Thomas seine Mama – sie wollte dem Prinzen und der Prinzessin gratulieren.
»Gratulieren? Wozu willst Du uns mitten in der Woche gratulieren, es ist doch gar nichts. Du weißt, dass wir morgens für so ´nen Quatsch keine Zeit haben!« polterte der liebenswerte Sohn.
Das Telefonat gestaltete sich recht kurz, na gut, Thomas telefoniert nie lange aber dieses Gespräch war von extremer Knappheit. Thomas hängte etwas wirr schauend ein. Wirr schaut er zwar öfter, was jedoch folgte, brachte auch mich zu einem gewissen Grad an Entgeisterung.
Sie fragen sich, was Dizzy aus der Fassung bringt? So leicht nichts aber in Härtefällen stutze selbst ich.

»E E E S T H E R !«
Oh, oh das bedeutete nix Gutes, der Prinzensohn wurde blass und hier meine ich nicht die vornehme Blässe, nee, eher den morbiden Teint. Sein Blick irritiert, planlos und… eigentlich wie immer.
Ungefähr so, wie ein entgeisterter Vampir, dem gerade eine blonde Jungfrau entfloh.

Jetzt geht´s looos, jetzt geht´s looos!!!

»Meine Mutter war dran, sie wollte uns gratulieren, wir haben heute Hochzeitstag«
»Oh, stimmt – hab´ ich total vergessen. Egal, Du ja auch.«
Esther steckte noch immer bis zum Hals in der Katzenkacke, voll romantisch, echt.
»Du Knalltüte, es ist nicht nur unser Hochzeitstag, heute ist unsere silberne Hochzeit«

Tatatataaaa, noch nie habe ich blödere Gesichter gesehen, als in diesem gefühlerfüllten Augenblick.
Esther blickte genau so fassungslos drein, wie ihr silberner Gefährte, ich schmeiß mich jetzt noch weg! Es ist wirklich gottvoll, was man mit dem Silberpaar erlebt – was Besseres als der Ulmenhof, hätte mir nicht passieren können.

Ich will ja nichts sagen, andere Paare feiern so einen Tag…. mehr oder weniger, E+T eher weniger, extrem weniger…. null, nada, niente…. schleichendes Alzheimer, beide???
Andere Jubilare zerbrechen sich monatelang die Birne. Es wird geplant und geplant, gigantische Feiern organisiert, eine zweite Hochzeitsreise (E+T haben nicht mal die erste gemacht) unternommen oder gar das Traugelübde erneuert (hat das was mit Trauer zu tun???).
Es gibt einen Bogen von den Nachbarn – sofern man Nachbarn hat (hihi), eine Superfete mit lukullischen Extravaganzen, Jahrgangs-Champagner in Strömen… wozu gibt es tausende von Event-Planern??? Anruf genügt!!!
Kreuzfahrten, Traumreisen, Ballonfahrten, Fallschirmsprünge – was mir alles einfiele.
Gut, die beiden können nicht weg – festgenagelt auf dem Ulmenhof. Nicht einmal einen romantischen Abend in einem schnuckeligen Restaurant ist drin – dem Jäger sei Dank. Aus Angst um die Tiere lassen Esther und Thomas den Hof nicht unbeaufsichtigt.

Was gäbe es sonst? Gehen wir also in die Richtung »einen blauen Elefanten und ´ne Tüte Diamanten«.
Unzählige Überraschungen, hätte ich von dem Silber-Ding gewusst, wäre mir bestimmt »der Brüller« eingefallen. Meine Schwiegermutter hätte ja mal eine Bemerkung fallen lassen können, mischt sich ja sonst auch in alles ein.
Zumindest hätte ich etwas basteln oder ein Kunststück vorführen können. Ein gemeinsamer Super-Miauer in einer sensationellen Tonfolge wäre auch nicht schlecht gewesen. »Miau, miau, mioooh« oder so…

Einen solchen Tag zu vergessen ist der bisherige Glanzpunkt, die Spitzenleistung der beiden Tierfreunde, die absolute Krönung der Laufbahn – die Goldmedaille.
Hätten E+T nicht erst kurz vor ihrer silbernen Verlobung geheiratet, sähe die Sache noch übler aus. Eigentlich ist es aber egal, welche Edelmetall-Hochzeit vergessen wird, kann ja mal passieren – wem noch? Keine Ahnung, ich kennen niemanden sonst!
Jetzt ist eh alles wurscht, auf die Schnelle kann nicht mal Dizzy einen Super-Event aus dem Hut zaubern. Da E+T das Ereignis jedoch vergaßen, vermissen sie ja nichts. Als Gala-Diner  gibt es wohl eine TK-Pizza, die machen sie immer, wenn sie nicht weiter wissen.

Zur Feier des Tages haben E+T gestern noch ein paar Hunde bekommen. In Pewsum (Hauptstadt der Krummhörn, hihihi) brannte ein Haus nieder – die Bewohner hatten Hunde bis zum Abwinken.
Die Hunde, die gerettet wurden, haben wir jetzt hier – müssten Sie mal sehen, wenn Tommy mit der Meute losläuft.
Hier herrscht ein einziges Gejohle und Gekläffe – wie im Tierheim, äh, äh… ach vergessen Sie´s.
Als Sahnehäubchen, quasi als Silber-Knaller-Mega-Überraschung bekam vorhin einer der Hunde auch noch Welpen – der große Meister dachte, es wäre ein sehr dicker Hund….

Ich weiß nicht mal, ob überhaupt Zeit für eine TK-Pizza bleibt – was für eine geniale Veranstaltung!!!

Meine Silberlinge, irgendwie sind sie schon herzig!

Ein Wort in eigener Sache:
Falls Sie glauben, ich denke mir die Abstrusitäten aus, von denen ich erzähle, weitgefehlt. All meine Schilderungen des Ulmenhof-Alltags sind genauso passiert, meist entschärfe ich sie sogar, um sie nicht total unglaubwürdig erscheinen zu lassen.
Würde ich genau schildern was passiert – Sie glaubten es mir nicht.
Ich kann doch nichts dazu, dass es mich auf den deutschen Chaoten-Hof verschlagen hat…. und Sie wollten ja, dass ich weiter berichte!