Von Zeit zu Zeit gelingt uns die Vermittlung einer älteren Katze, was für uns stets ein besonderes Ereignis ist.
Freitag war solch ein außergewöhnlicher Tag.
Eine Dame hatte sich für eine Katze interessiert, bei ihrem gestrigen Besuch schaute sie sich unsere Vermittlungstiere einschließlich der Babys an und versprach sich zu melden. Sie musste alles erst genau überdenken, was wir ohnehin bevorzugen.
Bereits heute rief die Dame an und teilte mit, dass sie einem älteren Tier eine Chance geben möchte. Wir hatten mit allem gerechnet, nur nicht damit. Angesichts unserer zuckersüßen Katzenkinder und anderer nicht so betagter Tiere, fielen wir ob dieser Entscheidung aus allen Wolken.
Esther besprach sich mit der Besitzerin in spe, dabei vereinbarten sie, dass wir die Katze – ihre Wahl ist auf Suse gefallen – heute schon bringen können, so es uns passt. Suse ist eine Katzendame, deren Besitzerin verstarb, worauf Suse schließlich bei uns landete.
Esther richtete ihr „Starter-Set“ mit dem Lieblingsfutter, Spielzeug, einer ungewaschenen Ulmenhof-Geruchsdecke, den bevorzugten Leckerlis und was zu einem Umzug sonst noch dazugehört. Alles wurde ins Ulmenhof-Mobil gepackt, schließlich holten wir einen Transportkorb und packten die „Auserwählte“ ein. Sofort machten wir uns auf den Weg, um Suse in ihr neues Zuhause zu begleiten.
Dort angekommen öffnete Esther die Transport-Box, das Verhalten der Katze war unglaublich. Suse sprang aus der Box, schaute sich kurz nach einem Rückzugsort um, wonach sie ihr neues Reich inspizierte. Sie sah aus den ebenerdigen Fenstern in den Garten, schaute wo sich die Katzentoilette befindet, spazierte unbeirrt durch die Räumlichkeiten, danach wandte sie sich ihren Futternäpfen zu und begann seelenruhig zu speisen. So etwas ist uns noch nie passiert.
Nach einem kurzen Gespräch konnten wir uns mit einem sehr guten Gefühl auf den Heimweg begeben – Wahnsinn.
Wie gesagt, ist die Vermittlung eines älteren Tieres ein Highlight unserer Arbeit und erzeugt unbeschreibliche Glücksgefühle. Leider kommt das viel zu selten vor, manche der älteren Ulmenhof-Bewohner gehören schon zum Inventar und je betagter sie werden, desto geringer sind die Vermittlungschancen.
Wir berichteten bereits, dass wir immer öfter mit älteren Tieren konfrontiert werden. Fast wöchentlich bittet man uns um Hilfe, sei es wegen eines Umzugs in ein Alters- oder Pflegeheim, sei es wegen des Todes von Tierbesitzern, bei denen die Erben sich nicht um das oder die Tiere kümmern können (wollen?).
Alles sind dramatische Einzelschicksale, einzig unsere Kapazität ist beschränkt. Wir versuchen zwar zu tun, was wir können aber wenn ein Platz frei geworden ist, ist eben nur ein Platz frei geworden, das war´s.
Dagegen ist Esthers Liste von Tieren, die unterkommen müssen, zumindest für uns, endlos.
Oft haben Menschen, die hier nachfragen kein Verständnis, wenn es uns unmöglich ist, zu helfen. Es fehlt einfach die Kapazität. Wir bräuchten mehr Gehege für einen Langzeitaufenthalt, im Extremfall bis zum Tode des Tieres.
Hierbei handelt es sich mehr um katzengerecht eingerichtete Zimmer mit angeschlossenem Außenbereich. Sie müssen bedenken, dass es um ein „Heim“ für lange geht, wenn es nicht gar das letzteZuhause ist.
Fast noch wichtiger als die Unterbringung ist der Faktor Zeit. Niemand, der es noch nicht mitgemacht hat, kann sich vorstellen wie traumatisiert manche Tiere sind, wenn plötzlich ihr Mensch fehlt.
In schwierigen Fällen benötigen wir Monate um das Vertrauen solcher Tiere zu gewinnen- wir haben eine Katze hier, bei der es über ein Jahr dauerte. Heute hängt sie an uns wie „eine Klette“, als müsse sie die verlorenen Monate wett machen.
Sie können sich vielleicht vorstellen, wieviel Zeit wir mit solchen Tieren verbringen.
Wie oft haben wir laut darüber nachgedacht, dass es an einem Katzenaltersheim fehlt. Wer aber sollte eine solche Einrichtung unterhalten, wie sollte sie sich tragen… ohne ausreichende finanzielle Mittel, ohne Personal. Je länger man darüber nachdenkt, desto verzweifelter wird man.
Alles wird bei Lebzeiten geregelt, wer erbt das Haus, wer bekommt die Münzsammlung, wer bekommt…. Ob man sich aber auf die Erben verlassen kann, ob sie sich um die verbliebenen Tiere kümmern und vor allem wie……
Bei alleinstehenden Menschen sieht es meist noch schlimmer aus, hier versuchen oft Sozialarbeiter einen Platz für das Tier zu finden, welches den betroffenen Menschen lange begleitete. Sie telefonieren sich die Finger wund, das Tier soll es ja „gut haben“ aber einen Platz zu finden ist schwierig.
Ach, lassen wir das – freuen Sie sich mit uns über eine fantastische Vermittlung. Darüber, dass ein Tier den Rest seines Lebens in einem Paradies verbringen darf. Kurz, dass einem Tier geholfen werden konnte und zwar richtig.
Freitag der 14. Juli 2017 war für Suse ein Tag, den ihr der Himmel schickte (vielleicht ihre verstorbene Besitzerin???)!
Wir senden Ihnen die besten Wochenendgrüße vom Ulmenhof
(Schade, dass es nicht mehr solcher Tage gibt…..)