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DIZZYEs gibt mich noch, habe mich allerdings etwas rar gemacht. Es ist viel geschehen (Einiges wissen Sie bereits) – was Menschen so treiben, wird mir ewig rätselhaft bleiben; eigentlich ist es mir auch wurscht. Ich bin eher froh, nicht zur »Krone der Schöpfung« zu zählen.

Seit Monikas Tod sind meine Zwei ohne Hilfe, ganz so gemütlich wie früher geht es nicht mehr zu. Das minderte aber die Qualität der Speisen und Getränke zum Glück nicht – Esther beherrscht die »Haute Cuisine« der Katzenkost noch immer aus dem FF.
Da ich so ausgemergelt bin (hihi), bekomme ich jetzt zweimal täglich ein Spitzenmenü serviert. Nee, ausgezehrt und hohlwangig bin ich (noch) nicht. Vielmehr hat Esther ein schlechtes Gewissen, wenn sie abends den Babys und Problemkatzen noch etwas serviert und ich in die Röhre gucke.
Mann, was habe ich geübt, bis Esther meinen Hungerleiderblick nicht mehr ertragen konnte. Ich rollte sogar meinen leeren Napf über den Boden und schaute sie an, wie ein Dritte-Welt-Baby, das habe ich inzwischen echt drauf.
Zack, gab es zweimal am Tag…. mit Katzenmilch…. und Crème fraîche…. sozusagen das volle Programm. Als Betthupferl bekommen wir dann noch ein paar Knuspertäschchen.

Ansonsten ist die Bude knallevoll, es gibt nicht ein unbesetztes Gehege – dafür permanente Anfragen wegen gefundener Katzen (kleine und große). Mir kann es nur recht sein, je voller es ist, desto länger ist die „Putzkolonne E+T“ bei uns.
Esther macht zur Zeit einen leicht erschöpften Eindruck aber das wollten die Zwei ja so, welcher Idiot eröffnet denn freiwillig ein Tierheim??? Da muss man doch total behämmert sein, sind sie ja auch.
Und wenn ich mir anschaue, was die sich alles bieten lassen und vor allem von welchen Kretins, zweifle ich erst recht am Geisteszustand der beiden.

Alles ist wie immer, evtl. ist des Meisters Demenz etwas vorangeschritten. Er spricht viel mit sich selbst, wirren Blickes rast er über den Hof, vergisst viel und ist fahrig.
Morgens ist es arg, manchmal hat er eine Frisur wie dieser neue engliche Minister. Sie wissen schon, der mit der pissegelben Hamsterfrisur – genau die Frisur hat Tommy manchmal, nur nicht pissegelb.
Seine Kaffeeleidenschaft nimmt ebenfalls bedenkliche Formen an – bis ich dahinter gestiegen bin, was Espresso-Tom an seinen Maschinen treibt…. abartig.

Abhängig von der Kaffeesorte wird eine Menge Bohnen abgewogen, um eine bestimmte Menge an Kaffee zu gewinnen.
Das Ergebnis in der Tasse wird selbstverständlich auch gewogen, die Waage steht also unter dem Auslauf. Natürlich keine normale Waage sondern eine, die anfängt zu wiegen, sobald der erste Tropfen Kaffee in die Tasse fällt.
Das ist aber noch nicht alles – das Procedere muss in einer bestimmten Zeit ablaufen, z.B. 26,5 Sekunden (besonderes Augenmerk wird dabei auf die halbe Sekunde gelegt, klar oder?).
Ach ja, fast hätte ich es vergessen – die Preinfusionszeit (das Vorbrühen des Kaffees ohne Pumpendruck, nur mit Leitungsdruck) – ist natürlich auch von Sorte zu Sorte unterschiedlich.
Wenn Sie glauben, dass war´s – Pfeifendeckel. Das Wichtigste kommt bekanntlich zum Schluss: die Temperatur. Tommy hat für jede Sorte eine bestimmte Temperatur, mit welcher der Espresso bezogen wird. Die stellt der Irre auf das zehntel Grad genau an seiner Teufelsmaschine ein.

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Fassen wir also zusammen:
X Gramm Dose (Bohnen) gibt Y Gramm Yield (Kaffee) in einer Zeit von Z Sekunden unter Berücksichtigung von P Sekunden Preinfusion bei einer Temperatur von T.

Eine Abhandlung über den Mahlgrad der Bohnen, das Einstellen der Kaffeemühle und die Vorzüge des Single-Dosings (Abwiegen und Mahlen jeder einzelnen Portion) erspare ich Ihnen.
Na, zuviel versprochen? Das Ergebnis ist eine halbes Espressotässchen voll brauner Brühe, die zehnmal schneller getrunken ist, als deren Zubereitung dauert.
Es ließe sich noch über die Zubereitung eines Cappuccinos reflektieren. Über die Konsistenz und Temperatur des Milchschaums, Latte-Art und blablabla… den kredenzt er aber nur weiblichen Gästen, Tommy ekelt sich vor Milch (tock, tock, tock)

Danach wird natürlich Stunden über den Geschmack philosophiert, momentan trinkt Thomas eine Sorte, die schmeckt nach karamelisiertem Pfirsich, Himbeere und Anklängen von Vanille. Esthers Sorte nach Papaya, Erdbeere, Cassis – sie ist vollmundig, saftig und süß.
Ich habe vergessen zu erwähnen, dass Esther ebenfalls diese Kaffeemacke hat. Vielleicht einen Tick ausgeprägter – Thomas hat einen Kaffeeröster aufgerissen, der röstet immer extra eine Charge für Estherlein.

Was soll ich zu diesem Wahn sagen?
Man merkt den beiden nicht direkt an, welche Marotten sie haben. Die Engländer haben es da besser – sie sind nur exzentrisch und das finden die Leute da gut.
Wenn Sie weiteres Interesse haben, lade ich Sie gern einmal auf mein Plätzchen vor dem Fenster der Kaffeeküche ein. Thomas hat nämlich eine extra Küche für sein Equipment, brauch er auch bei dem vielen Gerümpel.
Nur falls Sie glauben, ich übertreibe – dabei kann ich es gar nicht so gruselig schildern, wie es in »echt« ist.
Eigentlich wollte ich mich nur zurückmelden, entschuldigen Sie den langen Ausflug in die Welt des Kaffees – ich muss mir das täglich geben.

Es wird nicht wieder so viel Zeit verstreichen, bis zum nächsten Beitrag – versprochen!
Für heute Grüße vom Ulmenhof

Bis bald, Ihr Dizzy
Bis bald, Ihr Dizzy

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